Samstagmorgen, es ist spät genug für Kaffee Nummer zwei, aber noch früh genug, dass die Straßen um Pirna ruhig sind. Tom steht zu Hause, in seiner Einfahrt, in der wärmenden Sonne, und über die Dächer hinweg sieht man das grüne Band der Berge. Er zieht seine Jacke über, schnallt den Helm unter dem Kinn fest und blickt auf seine sonnengelbe Schwalbe. Sie sieht aus, als wäre sie gestern erst vom Band gelaufen. Das ist sie aber nicht. Die Maschine ist nahezu doppelt so alt wie er selbst. Er tritt den Kickstarter. Einmal. Zweimal. Dann das typische Knattern, das vertraute Vibrieren, der unverkennbare Zweitakter-Geruch. Während er über die Straße rollt, denkt er auch an das, was diese alte Schwalbe noch so transportiert. Also nicht nur ihn – sondern auch an viele Erinnerungen, Werte und auch seine Haltung.

Er lenkt in Richtung Elbe, rollt hinab, an den Anleger der Fähre. Santino, Julian, Finn und Nick, seine vier Kollegen, warten hier bereits. Alle mit ihren Simsons. Der Plan ist, mit der Fähre hinüber nach Copitz zu fahren. Zusammen mit weiteren Kollegen und den Chefs, Dirk und Frank. Und einer Flasche Sekt – natürlich alkoholfrei. Der Anlass? Es ist der jährliche bundesweite Simson-Tag, am 19. Juli. Darauf wollen sie anstoßen und ihn besonders erleben.   

Aber was genau ist jetzt die Parallele? Gibt es die überhaupt? Weshalb wir Kollegen? Weshalb wir Chefs? Fünf von uns fahren Simson, okay. Wir alle sind jünger als unsere Mopeds, okay. Wir sind fasziniert davon und stolz darauf, okay. Warum reizt eine alte DDR-Marke uns junge Handwerker so sehr?

Es ist die Schlichtheit: Zum Beispiel der Vergaser, den man mit wenigen Handgriffen auseinanderbauen kann; die Zündung, die wir selbst einstellen können, und die Ersatzteile, die verfügbar und auch bezahlbar sind. Es ist die solide Technik. Die Werthaltigkeit, Made in Germany, nicht Made in China. Es ist das Gefühl, dass uns die Maschine nicht im Stich lässt, solange wir uns um sie kümmern.

Und allem voran sind es natürlich die 60 km/h, die kein anderes Moped in Deutschland fahren darf. Das ist ein Relikt – oder besser gesagt: eine Besonderheit im damaligen Einigungsvertrag.

Ganz ähnlich wie bei uns im Unternehmen. Wir installieren Anlagen, die Jahre – besser Jahrzehnte – laufen sollen. Wir sind pünktlich, wir rufen zurück, wir halten unsere Zusagen. Wer bei Kundschaft Zuverlässigkeit verlangt, freut sich nach Feierabend über Technik umso mehr, wenn sie genau dasselbe liefert. Und allem voran ist es unsere Firmentradition, die wir bewahren und lebendig halten. Simson erinnert uns aber auch an mehr – an eine Lektion, die nicht unerwähnt bleiben darf und die ganz nah an unseren eigenen Herausforderungen liegt.

Nur Tradition reicht nicht. Die Suhler Simson-Werke bauten robuste Mopeds – doch nach 1989 kamen politische Turbulenzen und gesellschaftliche Veränderungen – die freie Marktwirtschaft. Wie ein Gewitter: unmittelbar, sofort. Danach stiegen Investoren ein und wieder aus, Modelle wurden hastig geändert, Werkslinien und Qualitätsprozesse überarbeitet. Zwischen überambitionierten Stückzahlen, diffusem Marketing und unklarer Positionierung verlor Simson seinen Kurs. 2002 lief dann das letzte Moped vom Band. Es war vorbei.
Vereinsinitiativen retteten die Ersatzteilversorgung, der Markenname überlebte – als Mythos.

Genau deshalb schauen wir bei Gröschels genau hin: Wir wachsen, wir bilden aus, wir digitalisieren, wir verändern – aber wir hetzen keinen Trends hinterher. Wir wissen: Eine neue Heizung muss mehr sein als ein Foto mit flotter Headline in einer Hochglanzbroschüre. Sie muss erstklassig geplant, fachgerecht montiert und regelmäßig gewartet werden. Sie muss zum Kunden passen, zukunftsfähig und auch bezahlbar sein.

Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Konstanz sind für uns besonders wichtig. Bei aller Geschwindigkeit in der technischen wie politischen Entwicklung bleiben wir orientiert, manchmal auch bewusst distanziert, und wachsen organisch weiter – mit den Menschen, gemeinsam mit unseren Kunden und Kolleginnen und Kollegen. Wir fordern uns, aber wir überfordern uns nicht.

Uns treibt der Dreiklang: Wertschätzen – Bewahren – Weiterdenken.

Im Unternehmen verdienen wir zuerst unser Brot, versorgen unsere Familien, sichern unsere Arbeitsplätze. Das Vergnügen kommt danach.Weil das Fundament stimmt, macht die gemeinsame Arbeit Spaß. Ähnlich wie auf der Simson: Erst Technik prüfen, Bowdenzüge und Zündung einstellen – dann die Landstraße, dann der Fahrtwind, dann das Vergnügen.

Der Simsontag selbst ist eher ein Schmunzeln als ein Feiertag. Die Bilder, die an diesem Wochenende hier im Blog landen – vor der Firma, auf der Fähre, unser Anstoßen – erzählen gerade in diesem Zusammenhang viel. Sie zeigen Technik, sie zeigen uns – und sie zeigen, dass wir gemeinsam gehen. Sie zeigen die Lust, etwas Altes nicht zum Oldtimer zu erklären, sondern lebendig zu halten. Und sie erinnern uns daran, dass Handwerk Tradition und Zukunft hat – wenn es seine Wurzeln wertschätzt und den Mut behält, Neues darauf aufzubauen.

So gesehen ist jede knatternde Schwalbe, jedes knatternde S50 auf unserem Hof mehr als ein Hobby. Sie sind ein rollender Hinweis darauf, wie wir arbeiten wollen: bodenständig, ehrlich, verlässlich – und gemeinsam immer bereit, die nächsten guten Ideen mitzunehmen.